Das 14. und 15. Jahrhundert - gaendrich

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Das 14. und 15. Jahrhundert

Chronik Waltersdorf

DAS 14.UND 15. JAHRHUNDERT

AUSMALUNG UND ÄLTESTE URKUNDEN

Die Kirche ist im Mittelalter ausgemalt gewesen. Reste dieser Bilder haben wir bei der letzten Renovierung 1966-72 gefunden: Rechts vom rechten Apsisfenster sah man eine Frau in faltenreichem Gewand unter einem Baum (Eva?). In der Nähe der Treppe im Oberteil der Nordwand waren Reste eines Bildes mit einem Spruchband darunter zu sehen, das auf die Fußwaschung hinwies. Ein weiterer Rest befand sich im Oberteil der Südwand am östlichsten großen Fenster. Weihekreuzreste sah man an der Nordwand und zwischen dem nördlichen und mittleren Apsisfenster. Die Laibungen der alten romanischen Fenster waren mit Blumenranken verziert. Alle diese Reste waren durch die Feuchtigkeit, die nach Abriss des Daches eindrang, und durch viele Hammerschläge, mit dem man 1913 dem neuen Putz besseren Halt verschaffen wollte, in einem so schlechten Zustand, dass sie nicht mehr erhalten werden konnten (so das Urteil der Fachleute vom Kirchlichen Bauamt 1966).


 
 
 

Bild 11: Weihekreuz in der Apsis

 


Aus dem 14. Jahrhundert, in dem nach dem Aussterben der Askanier die Mark so viele Regenten hatte und so oft verpfändet wurde, stammen die ältesten Urkunden, in denen Waltersdorf erwähnt wird:
„Waltersdorf hat die Ehre, dass es in des Papstes Bannfluch von 1350 vorkommt" heißt es in einer Notiz, die mir die Lehrerin Elsa Giebel / Siedlung Waltersdorf kopiert hat (Beilage: Unser Teltow 1938 Nr.16). Woher diese Notiz stammt, ist nicht bekannt. Das Domstiftsarchiv Brandenburg konnte mir die Wahrheit dieser Notiz nicht bestätigen.

Die erste Urkunde ist nicht mehr vorhanden, wir finden sie aber in Riedels „Codex diplomaticus Brandenburgensis" als Kopie:
Am 14.10.1352 macht Markgraf Ludwig der Römer eine fromme Stiftung: Er beschenkt den Altar Johannis des Täufers, Johannis des Evangelisten und der seeligen Katharina zu Spandau mit Abgaben aus „Wolterstorp", das früher Busso Gruwelhud gehörte. *2) Er ist wohl der erste Besitzer Waltersdorfs, von dem wir aber sonst nichts wissen.

Die erste vorhandene Urkunde, die etwas über Waltersdorf aussagt, ist auf den 4. Januar 1355 datiert: „Die Abgaben von 4 durch einen gewissen Thomas und die Witwe Tempelhoff bewirtschafteten Hufen zu „Wolterstorff", welche die Erben des Krämers, institutor, Petrus einem in der Nicolaikirche zu Berlin neu gestifteten Altar geschenkt hatten, werden aus der Lehnsverbindlichkeit entlassen." *2a)

1367 bekommen vier Berliner Brüder Honow von Markgraf Otto einen Hof in „Wolterstorph" als Lehen. Das ist die nächste Erwähnung Waltersdorfs. *2b)

Im Landbuch Kaiser Karls IV. 1375 werden die Besitzverhältnisse ausführlich beschrieben. Es gibt 13 Höfe, eine Mühle und einen Krug. Der Pfarre und der Kirche gehören je drei abgabenfreie Hufen. Von der Mühle bekommt die Kirche zwei Scheffel Roggen. Gerichtsbarkeit und Kirchenpatronat besaßen damals die Herren von der Liepe, die den größten Teil der Abgaben erhielten. *2bb)

 
 
 

Bild 12: Text über Waltersdorf im Landbuch von Kaiser Karl IV 1375

 


Aus dem 14. Jahrhundert stammten auch die ältesten zwei Glocken, von denen wir wissen. Sie hatten einen Durchmesser von 76 bzw. 64 cm und waren mit gotischen Majuskeln verziert. Eine Inschrift lautete: O rex Christe, veni cum pace (O König Christus, komm mit Frieden) *3) Sie sind heute leider nicht mehr vorhanden.

Im Jahr 1406 werden drei Brüder Honow von Markgraf Jost mit Abgabenerhebungen in „Walthersdorff" betraut. Die Urkunde ist in Prag ausgestellt. *2c)

1409 werden die Vettern Honow durch Markgraf Jost mit einem Hof mit vier freien Hufen belehnt. *2d)
Die Zeit, in der die Mark keinen wirklichen Landesherrn hatte und zum Spielball und Pfand der Mächtigen wurde, ging  zu Ende. Burggraf Friedrich VI. von Hohenzollern wird durch den deutschen Kaiser Sigismund am 8. Juli 1411 zum obersten Verweser und Hauptmann der Mark Brandenburg bestellt. Das Raubritter-Unwesen  wird mit Erfolg bekämpft.

1450 werden vier Freihufen im Besitz derer von der „Lypen" in Waltersdorf erwähnt. (s. Willy Spatz, „Bilder aus der Vergangenheit des Kreises Teltow", 3.Teil, Berlin 1912, S. 325)

Um das Jahr 1470 sind die beiden spätgotischen Altarflügel entstanden, die links die drei Apostel: Petrus (mit dem Schlüssel, Matth.16, 19), Paulus (mit dem Schwert) und Jakobus (mit Wanderstab und Muschel) darstellen, während rechts drei weibliche Heilige mit Kronen (Offb. 2,10) zu sehen sind: Apollonia mit einem Zahn als Attribut, Barbara mit einem Turm und Katharina mit Rad und Schwert. Dies sind die ältesten Kunstgegenstände, die wir in unserer Kirche haben.

 

Bild 13: Linker Altarflügel mit Aposteln

Bild 14: Rechter Altarflügel mit Heiligen

 


Im Schoßregister von 1480 heißt es u. a., dass der „Perrer" (= Pfarrer) zwei, das „Gotzhuß" (Gotteshaus) eine Hufe besitzen. *2e) Mit „Schoßregister" ist eine alte Steuerliste gemeint.


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