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Das 17. Jahrhundert

Chronik Waltersdorf

DAS 17. JAHRHUNDERT

Folgendes wird uns (leider ohne Quellenangabe) berichtet:
Im Jahre 1607 "brachte man Friedrich Hese, Schäferknecht zu Waltersdorf, zu dem Badermeister Gurgen Meseritz zu Cöpenick, weil ihm David Berndt, der Mühlenknecht, mit einer Axt das linke Schulterblatt zerhauen hatte. Die Wunde war fast 15 Zentimeter tief, und wenn auch Meseritz seinen Patienten sieben Wochen pflegte, so war er dennoch auf längere Zeit größter Ruhe zu völligem Heilen bedürftig. Auf Ansuchen des Baders bestätigten Petrus Schultz, Pfarrer in Waltersdorf, Georg Griesche, der Schreiber, und Georgius Kullmann, der Schulmeister ebenda, die Angaben des Barbiers." *11)
Zu dieser Zeit versahen Bader oder Barbiere die Aufgaben des Wundarztes.
Georgius Kullmann ist der erste Lehrer in Waltersdorf, dessen Namen wir wissen.

1610 stellt Kurfürst Johann Sigismund einen Lehnsbrief für Eustachius und Otto von Thümen aus. *11a)
Der Mittelteil unseres Altars stammt aus dieser Zeit der Renaissance, er wird um 1620 angesetzt.
In den lutherischen Kirchen gab es kaum noch Marienaltäre. Die Darstellung des Gekreuzigten ist häufig, seltener die der Dreieinigkeit wie in Waltersdorf.
Mancher wird es heute gewagt finden, Gott Vater bildlich darzustellen. Er wird mit der Kopfbedeckung des Hohenpriesters abgebildet. Zusammen mit dem Sohn hält er die Weltkugel in der Hand. Der Sohn hat die Hand zum Segen erhoben. Ein reicher Faltenwurf ziert die Gewänder. Über beiden schwebt die Taube des Heiligen Geistes, unter ihnen drei Engelchen.


 
 
 

Bild 30: Altarmittelteil, um 1620

 


Im Dreißigjährigen Krieg wurden die Dörfer an den Heerstraßen immer wieder von marodierenden Söldnern heimgesucht, ausgeplündert und abgebrannt. Die Bestellung der Äcker wurde vernachlässigt. Im Schoßkataster von Waltersdorf  von 1624 werden nur noch 57 bäuerliche Hufen, dazu aber 15 ritterliche genannt  *11b).  
Von OTTO PRÄTORIUS, von 1631 bis 1653 Pfarrer in Waltersdorf, wissen wir, dass „er offt drey biß viermahl in einem Jahr gantz außgeplündert" worden ist. Pfarrer Prätorius ist „nicht allein bey seinen Zuhörern (aus Waltersdorf), ... sondern auch bey Fremden in großer Gewogenheit gewesen".  *12)

Die Pfarrer hatten bis ins 20. Jahrhundert kein festes Gehalt. Sie lebten von den Einkünften, die sie aus den Pfarrländereien hatten, die sie selbst bewirtschafteten, vielleicht auch (teilweise) verpachtet hatten. Darüber hinaus erhielten sie von allen Einwohnern das Vierzeitengeld in Naturalien und die so genannten Accidentien, die Gaben bei Taufen, Trauungen, Beerdigungen und Heiligem Abendmahl. Es wird im Ganzen nicht sehr viel gewesen sein, obwohl die Waltersdorfer Pfarrstelle bis ins 20. Jahrhundert als „Pfründe" (= gut ausgestattete Pfarrstelle) galt. Dies hängt auch damit zusammen, dass Waltersdorf schon seit dem 16. Jahrhundert für seine Pfarrstelle eine weitere, feste Einnahmequelle hatte: das THÜMENSCHE LEGAT.

Christoph von Thümen setzte vor seinem Tode 1567 dem Pfarrer, dem Lehrer und dem Küster eine ansehnliche Summe aus, die unter seinem Enkel Eustachius noch erhöht wurde. Von deren Zinsen hatten sie eine feste jährliche Einnahme. Diese Zinsen musste der jeweilige Besitzer Waltersdorfs aufbringen. Das war nach Christophs Tod sein Sohn Otto, der 1604 starb (s. Grabstein).

 
 
 

Bild 31: Thümensches Legat, 1640

 


Dessen Sohn Eustachius, der 1620 Waltersdorf übernahm (während sein Bruder Christoph Ludwig Gallun bekam), erweiterte das Legat auf 500 Taler. Das geschah in den sehr schlechten Zeiten des Dreißigjährigen Krieges, so dass der Pfarrer jährlich 16 Taler, die Kirche 8 Taler und 16 Silbergroschen, der Schulmeister 5 Taler und der Küster 16 Silbergroschen erhielten.

Dafür musste der Pfarrer von Michaelis (29.09.) bis Ostern jeden Donnerstag eine Katechismusstunde oder eine andere Predigt halten: „der Schulmeister der Bauern Kinder desto fleißiger informiere und unterrichte und der Küster den Zeiger besser und fertiger halten solle". Die Einnahmen der Kirche sollten zusammengehalten und die Zinsen den oben genannten Personen nochmals zugute kommen. *12a)
Dieses Legat hat bis zum Ende des ersten Weltkrieges bestanden und sich sehr segensreich ausgewirkt.

Die Reihe der Pfarrer nach OTTO PRÄTORIUS (1631-1653) wird mit NIKOLAUS GARVENUS fortgesetzt, der von 1653 bis 1657 Pfarrer in Waltersdorf war.

Von seinem Nachfolger JOHANN ALBINUS ist uns mehr bekannt. Er war von 1657 bis 1698 hier Pfarrer. Sein Diensteid ist wörtlich überliefert. Er verpflichtet sich, sich Zeit seines Lebens in Lehren und Leben unsträflich zu halten, seinen anbefohlenen Schäflein kein böses Exempel zu geben, in keinem Krug oder Wirtshause zu saufen, spielen und sitzen zu gehen, sich ehrbarlich zu erzeigen, sich an die Ordnungen zu halten, nichts Neues eigenmächtig einzuführen sowie alle Sonntagmittage den Katechismus fleißig zu treiben und Junge und Alte im Grunde des Christentums fleißig zu üben und unterweisen.  *13)


 
 
 

Bild 32: Gedenktafel für Catharina Albinus, gest. 1668

 


Als Friedrich Pfuhl, Gutsherr in Schulzendorf, sein Testament macht, wird es am 29. Juli 1673 von vier Pfarrern als Zeugen unterschrieben: Pfarrer Albinus, Pfarrer zu Waltersdorf, Petrus Rückerius, Pfarrer zu Rogow, Matthai Wulckovius, Pfarrer zu Rodebusch (= Kiekebusch!) und Christian Schnephufius, Pfarrer zu (Deutsch) Wusterhausen und Schulzendorf.  *14)
Verheiratet war Pfarrer Albinus mit Anna Thiele.  *14a)

Von den Pfarrfrauen wissen wir nichts – mit ganz wenigen Ausnahmen: Hier haben wir von dieser Pfarrfrau in der Turmhalle eine Gedenktafel. Ihr Text besagt, dass Catharina Ohrlinges, in Malchin geboren, zwölfeinhalb Jahre mit ihrem Gatten verheiratet, bei der Geburt ihres siebenten Kindes „sanfft und seelig im 31. Jahre ihres Alterß entschlaffen" ist.
Pfr. Albinus starb am 09.03.1698 zu Waltersdorf.

Sein Nachfolger im Pfarramt wurde FRIEDRICH ALBERT GERKENIUS, der vorher Rektor in Köpenick war. Er ist 1663 in Schlalach geboren und heiratete am 03.06.1689 Amalie Zachow, die Tochter des Pfarrers in Karzow. Er war von 1698 bis 1715 Pfarrer in Waltersdorf.


 
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